Jahrgang 2018

Hier finden Sie das Dokument zum jeweiligen Monat des Jahres 2018
(absteigende Reihenfolge):

August 2018 – Sanders Kreuz
Juli 2018 – Sgraffito
Juni 2018 – Hördemanns Kreuz
Mai 2018 – Lehrer Christian Didon
April 2018 – Sitzungssaal im Amtshaus Bork
März 2018 – Bildstock Hof Holtebrink – Verdi und Schloafandi
Februar 2018 – Marien-Wegebild in Bork-Hassel
Januar 2018 – Wilhelm Jöker und das „Haus Licht und Leben“

 

 

 

August 2018

Sanders Kreuz an der Straßengabelung Netteberger Straße / Lünener Straße (rechts), 1931 (Foto Plastows Kunstverlag, Düsseldorf)

 

Sanders Kreuz

1851 stand im Kreuzungsbereich Netteberger Straße / Lünener Straße ein „Steinern Kreuz“, das der Familie des Auktionskommissars Franz Josef Wesener in Bork gehörte. Das Kreuz diente als 3. Station der Karfreitagsprozession. Ende der 1890-er Jahre war es stark reparaturbedürftig, so dass es durch ein neues ersetzt wurde. Hierüber berichtet eine Urkunde, die im Sockel des Kreuzes eingemauert ist:

„Der Lehrer a. D. Wilhelm Sanders zu Bork hatte in Verbindung mit seinem Sohne auf Veranlassung des hochw[ürdigen] Herrn Pfarrers [Clemens] Schröder zu Bork im Jahre 1898 den Plan gefaßt, an Stelle des alten, sehr reparaturbedürftigen, der Familie Wesener gehörigen Kreuzes ein neues, der Familie Sanders zugehörendes zu errichten und diesen Plan in soweit verwirklicht, daß er das jetzige Kreuz bei dem Bildhauer Rüller in Münster bestellte. Zu demselben hatten auch die Gebr[üder] Hilgenberg zu Essen in dankbarer Gesinnung an ihren früheren Lehrer einen nicht unerheblichen Beitrag gezeichnet. Leider starb er zu früh – am 9. April 1899 – , um die Vollendung seines Planes noch zu sehen. Sein Sohn, Dr. med. Bernhard Sanders zu Bork, ersah es als eine seiner ersten Aufgaben, die letzten Pläne seines Vaters möglichst schnell in Erfüllung gehen zu sehen, und so wurde das Kreuz am 3. Mai 1899 an dieser Stelle nach den Wünschen seines Vaters errichtet.“

Das Steinkreuz steht auf einem Sockel aus Ziegelmauerwerk. Es war 1931 von einem Eisengitter umgeben, das vermutlich im Zuge der Anlegung des dahinter gelegenen Kriegerehrenmals beseitigt wurde. 1969 erhielt das Kreuz einen neuen steinernen Korpus, den der Bildhauer Norbert Ahlmann aus Lüdinghausen herstellte. Auch wurde die mit der Inschrift „INRI“ versehene steinerne Tafel ersetzt. Die Stadt Selm nahm das Sanders-Kreuz 1988 in die Denkmalliste der Stadt Selm auf. Später wurde anstelle der im Sockel eingelassenen steinernen Platte eine Metallplatte angebracht mit der Inschrift:

„DURCH DUNKEL ZUM LICHT
DURCH LEID ZUR FREUDE
AUS DER GEFANGENSCHAFT IN DIE FREIHEIT
VOM TOD ZUM LEBEN
DURCH DAS KREUZ ZUR AUFERSTEHUNG“

 

 

Juli 2018

Sgraffito an der ehemaligen Hasseler Schule, 2011

Sgraffito

Versteckt hinter Bäumen ziert die der Lünener Straße zugewandte Giebelseite des ehemaligen Hasseler Schulgebäudes ein Wandkunstbild. Es handelt sich hierbei um ein Sgraffito, eine Dekorationstechnik zur Bearbeitung von Wandflächen. Nach der Auflage verschiedenfarbiger Putzschichten werden Teile der oberen Putzschicht abgekratzt und somit Teile der darunterliegenden Putzschicht freigelegt. Durch den Farbkontrast (hier schwarz / weiß) wird ein Bild erzeugt. Die Herstellung eines Sgraffitos zählt zu den Stucktechniken.

Das Kunstwerk in Bork-Hassel zeigt passend zur Funktion des ehemaligen Gebäudes symbolhaft die Umgebung eines Schulkindes. Im Mittelpunkt steht der Mensch (Mädchen mit Schulbuch). Über dem Menschen befindet sich der Kosmos (Stern, Sonne und Mond). Über allem steht Gott (Kreuz als Symbol für das Christentum). Links vom Menschen sind die sich in der Luft befindlichen tierischen Organismen (Taube) und die sich an Land befindlichen pflanzlichen Organismen (Lilie) dargestellt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Geist bzw. das Abstraktionsvermögen des Menschen versinnbildlicht (Zahlen). Darunter sind die pflanzlichen und tierischen Organismen im Wasser bzw. Meer dargestellt (Alge bzw. Brasse, eine Karpfenart). Unten links ist das Symbol für Wasser eingeritzt (Welle).

Das Sgraffito wurde von dem Graphiker, Zeichner und Buchautor Hermann Nüdling entworfen Nüdling wurde 1932 in Dortmund geboren und wuchs in Lünen auf. Er besuchte die Werkkunstschule Dortmund im Schloss Buddenburg in Lünen-Lippholthausen. Die Stadt Lünen stellte ihn 1967 als Graphiker ein, hier arbeitete er bis 1980 in der Öffentlichkeitsarbeit. Die Gründung einer Kindermalschule geht auf seine Initiative zurück. 1997 schenkte er zahlreiche Graphiken den Lüner Bürgern, die die Sparkasse an der Lippe in Lünen in Obhut hat. Hermann Nüdling lebt heute in Wettrup im Emsland/Niedersachsen.

 

Juni 2018

Hördemanns Kreuz, April 2011

 

Hördemanns Kreuz

An einem Feldweg südlich der Vinnumer Straße, der von der Eisenbahnlinie zum Hof Hördemann führt, steht ein Wegekreuz, das mit diesem Hof in unmittelbarem Zusammenhang steht und auf Grund seiner besonderen Gestaltung auffällt. Der Feldweg diente früher als Kirchweg zwischen den Ansiedlungen an der Lippe und dem Dorf Bork. Nachdem der Hof Hördemann durch Feuer vernichtet wurde, ließ die Familie das Kreuz zur Abwendung von Brandgefahr errichten. Da das Kreuz in einer Karte von 1839 eingezeichnet ist, muss das Brandunglück vor dieser Zeit geschehen sein.

Um das Kreuz ranken sich mehrere Geschichten. Einmal hatte eine Kirchgängerin in Höhe des Kreuzes ein Gesicht (Vorsehung), wie Hördemanns Hof in Flammen stand; der Brand soll sich viele Jahre später abgespielt haben. Eine andere Geschichte erzählt von einem Unglück, das Holzarbeiter um 1900 auf dem Weg zur Papiermühle an der Lippe ereilte; die näheren Hintergründe sind nicht bekannt. Die dritte Erzählung berichtet von einem Ereignis, das sich um 1940 zugetragen haben soll. Zu dieser Zeit soll ein SS-Mann, der auf dem Hof Hördemann einquartiert war, auf dem Weg in das Dorf Bork einen Zeh oder einen Fuß der Christusfigur abgeschlagen haben. Nach Aussage der Familie Hördemann soll dieser bald darauf gestorben sein, was als Strafe Gottes gedeutet wurde.

1938 ließ die Familie Hördemann von Albert Mazzotti aus Münster ein neues Kreuz errichten. Das Holz für die Balken stammte vom Hof Jörden (Haus Berge) in Bork-Netteberge, das Holz für den Korpus vom Hof Schulze Wethmar in Altlünen-Wethmar. Das Kreuz erhielt zusätzlich die Inschrift:

„Sohn Gottes und der Menschensohn
verherrlicht nur nach Spott und Hohn
sei unser Zuflucht in der Not
und unser Trost auch einst im Tod.
Auf Dich steht unsere Zuversicht,
verlass uns Herr, verlass uns nicht.
Hilf uns der Sünde widerstehn
und durch den Tod ins Leben gehn.“

Das Kreuz wurde 1976 auf Initiative des Heimatvereins Bork vom Bildhauer Norbert Ahlmann aus Lüdinghausen und Schreinermeister Heinrich Bauhaus aus Bork-Altenbork überarbeitet. In einer Gemeinschaftsaktion ließen 2010 die Familie Hördemann und der Heimatverein Bork das Kreuz durch den Tischlermeister Stefan Bauhaus aus Bork-Altenbork und den Dachdeckermeister Markus Jankowiak aus Bork mit tatkräftiger und finanzieller Unterstützung weiterer heimischer Einrichtungen und Firmen restaurieren. Pfarrer Manfred Siecker weihte das Kreuz am 18. September des Jahres ein.

Das Kreuz mit Korpus ist überdacht. Die seitliche Verschalung ist in Form eines Strahlenkranzes gehalten. Die oben erwähnte Inschrift fehlt. Das Kreuz wurde von einer Sommerlinde und einer etwas kleineren Winterlinde gesäumt. Beide Bäume haben durch Sturm und Krankheit Schaden genommen und wurden ersetzt.

 

Mai 2018

Auf der Mutt mit altem Schulgebäude (direkt unterhalb des Kirchturms), Ansichtskarte von Ferdinand Fleiter in Bork

Lehrer Christian Didon

Christian Didon wurde um 1795 in Münster geboren. 1820 übernahm er die Lehrerstelle für die Elementarschule in Bork. Die Zahl der Schulkinder in diesem Jahr betrug 189, die er aus Platzgründen gemeinsam in einem Schulraum unterrichtete. 1830 waren es sogar 220 Kinder, so dass der Ruf nach einem neuen Schulgebäude immer lauter wurde. Die Schulgemeinde Bork errichtete dieses zwei Jahre später am ehemaligen Kirchhof der St.-Stephanus-Kirche. Für die Unter- und für die Oberklasse standen nun eigene Klassenräume zur Verfügung, im alten Schulhaus richtete die Gemeinde eine Lehrerwohnung ein.

Didon bezog kein festes Gehalt. Ihm standen die Lehrerwohnung, ein Garten und etwas Ackerland zur Selbstversorgung zur Verfügung. Für jedes Schulkind erhielt er von den Eltern ein Schulgeld von rund einem Taler. Arme Schulkinder waren von der Zahlung des Schulgeldes befreit, diese unterrichtete er kostenlos. Wie die meisten Lehrer dieser Zeit bekleidete Christian Didon auch das Amt des Küsters, wodurch ihm zusätzliche Einnahmen zukamen. Diese bestanden überwiegend aus Naturalien. Darüber hinaus gehörte er dem Armenvorstand an. Als Armenrendant führte er die Kasse dieser Einrichtung, die über alle Armenangelegenheiten in der Pfarrei Bork entschied.

Rechnungen aus dem Jahr 1843 geben Einblicke in seine wirtschaftlichen Verhältnisse. An der Schule waren zwei weitere Lehrer angestellt. Da Didon das gesamte Schulgeld erhielt und ihm alleine die Lehrerwohnung zustand, musste er seine beiden Kollegen besolden und für deren Kost, Feuer und Licht, Wäsche und die möblierten Wohnungen aufkommen.

Als Küster erhielt Didon von den Bauern und Köttern des Kirchspiels Bork 20 ½ Scheffel Roggen, 20 Scheffel Gerste, 1 Scheffel Hafer, 66 halbe Schweinsköpfe, 43 Käse und zu Ostern 519 Eier. Darüber hinaus zog er Gebühren für Taufen, Trauungen und Beerdigungen ein, die jedoch aus Gründen der Armut nicht immer vollständig entrichtet werden konnten. Da Didon nicht alle Aufgaben selbst ausführen konnte, griff er auf Helfer zurück, die für ihre Tätigkeiten wie für das Einsammeln der Ostereier und für das Läuten der Glocken eine Entlohnung erhielten. Auch hatte er die Hostien zu bezahlen und die Palmzweige zu besorgen.

Christian Didon schied 1845 aus dem Schuldienst aus. Da es noch keine Pensionskasse gab, mussten nun die im Schuldienst befindlichen Lehrer sowie der Küster sein Auskommen sicherstellen.

Besondere Verdienste erwarb sich Didon um die Heimatgeschichte. Seit 1818 war die Amtsverwaltung Bork zur Einsendung, „denkwürdiger Begebenheiten“ aus dem Amt Bork und den zugehörigen Gemeinden Altlünen, Bork (mit Cappenberg) und Selm an die Regierung in Münster verpflichtet. Diese bemängelte die alljährlich eintreffende Zettelflut von „Notizen und Angaben von keinem erheblichen Interesse“ wie Einnahmen aus dem Klingelbeutel, Schülerzahlen, die Anzahl der unterstützten Armen und die Getreidepreise. 1842 beauftragte die Regierung den Lehrer Christian Didon, die Nachrichten zusammenzutragen, zu ergänzen und eine Chronik zu erstellen. Für die Erarbeitung der Chronik der Bürgermeisterei Bork wurde ihm eine Vergütung in Höhe von 20 Talern in Aussicht gestellt. Bereits ein Jahr später übergab er dem Amtsbürgermeister die fertiggestellte Chronik mit den Worten: „Wenn meine Augenentzündung behoben ist, schreibe ich alles ins Reine, verschönere es noch hie und da, wo es notwendig ist, und gedenke dann das Werk, wenn ich mich fleißig […] daran halte, […] dasselbe in 6 Wochen Euer Hochwohlgeboren vorlegen zu können.“ 1845 und 1846 folgten die Chroniken über die Gemeinden Altlünen und Selm, und 1852 erstellte er eine zusammengefasste Chronik zu den vier Pfarreien Altlünen, Bork, Cappenberg und Selm. Diese vier Chroniken gehören zu den wichtigsten Primärquellen für die Erforschung der Geschichte der Gemeinden des ehemaligen Amtes Bork.

Didon starb 1852/53 in Bork. Dem Lehrer, Küster, Armenrendanten und Chronisten zu Ehren widmete die Stadt Selm eine Straßenbenennung im Baugebiet Nierfeld in Bork.

 

 

April 2018

Sitzungssaal des Amtshauses in Bork, um 1930 (Platows Kunstverlag, Düsseldorf)

Sitzungssaal im Amtshaus Bork

Herzstück des 1912 eröffneten Amtshauses in Bork ist der Sitzungssaal, in dem die ehemalige Amtsverwaltung wichtige Entscheidungen zu schließen hatte. Man betritt ihn durch eine zweiflügelige Holztür. Tür und Wandvertäfelung sind mit Ornamenten verziert. Rechts des Eingangs und über der Wandvertäfelung hängt ein Porträt des Freiherrn Heinrich Friedrich Carl vom und zum Stein.

Die Amtsverwaltung tagte und beriet an einem langen hölzernen Sitzungstisch, zu dem 16 Stühle gehören.

Von der Decke herab hängt ein Leuchter mit Jugendstilelementen. In der Mitte desselben steht die Figur eines Bergknappen in Uniform als Hinweis darauf, dass die ehemalige Zeche Hermann den Leuchter schmiedete und 1912 für die Ausstattung des Amtshauses spendete.

Der Kamin an der Stirnwand mit Delfter Kacheln ist im Renaissancestil gehalten. Im Giebel befindet sich ein Relief des Freiherrn vom und zum Stein. Darunter steht der lateinische Spruch:

„Sunt validae vires nobis sunt pedora cunctis / Suffedura malis.“
(Wir haben große Kräfte, aber auch ein Herz, standhaft gegenüber den Übeln.)

Der Spruch drückt aus, dass diejenigen, die über das Wohl im Amt Bork und in den Gemeinden zu entscheiden hatten, sich von den guten Regungen des Herzens leiten lassen sollten.

Rechts und links der Steininschrift sind die Wappen der Familien von Kielmannsegge und von der Groeben angebracht; zwei weitere Familienwappen finden sich in den Fensterscheiben. Hier finden sich auch Darstellungen, die stellvertretend für die zum ehemaligen Amt Bork gehörenden drei Gemeinden Altlünen, Bork und Selm stehen: Eisenhütte Westfalia in Altlünen-Wethmar, Lüner Glashütte in Altlünen-Nordlünen, Hof Schulze Wischeler in Bork-Netteberge und Hof Schulze Weischer in Selm.

Auf der dem Kamin gegenüberliegenden Seite befindet sich ein von dem Borker Malermeister Gustav Kellerhaus gemaltes Triptychon in Öl, das eine durch Industrie und Landwirtschaft genutzte Kulturlandschaft zeigt. Am oberen Bildrand ist die erste Strophe des Westfalenliedes wiedergegeben:
„Ihr mögt den Rhein, den stolzen, preisen …“.

Am unteren Bildrand ist ein in Mundart verfasster Spruch zu lesen:
„Wo Isen liggt, wo Eeeiken waßt, do waßt auck Lü, we daobi paßt“.
(Wo Eisen liegt, wo Eichen wachsen, da sind auch Leute, die dazu passen.)

 

 

März 2018

Bildstock an der Werner Straße 150

 

Bildstock Hof Holtebrink – Verdi und Schloafandi

Wenn man die Werner Straße von Netteberge aus Richtung Selm fährt, steht hinter der Gastwirtschaft Vogt-Baumeister an der linken Straßenseite ein Bildstock, im Volksmund das „Steenerde Beldken“ (steinernes Bildchen) genannt. Er markiert die Zufahrt zum Hof Holtebrink, ehemals Gut Althoff, Werner Straße 150.

Der Sockel des aus Sandstein bestehenden Bildstocks besaß vermutlich die Inschrift: „Dich zu grüßen fall ich, o betrübter Jesu, dir zu Füßen. Deine Schmerzen sich zu Herzen mir ins Hertz sich neigen. Vatter Unser. Ave Maria 1743“. In der Nische des Mittelteils ist die Beweinungsszene dargestellt: Jesus am Kreuz, links seine Mutter Maria und rechts Jesu Lieblingsjünger Johannes. Der Dreiecksgiebel (Tympanon) enthält ein Wappenrelief mit Taube und Ring und die Inschrift „H. Berning M. E. Marquarding“. Die Herkunft der Namen ist ungewiss, möglicherweise handelt es sich um die Stifter.

Die Inschrift auf der Rückseite „Heinrich Holtebrinck Clementine Holtebrink geb. Steinmann 1902“ ist ein Hinweis darauf, dass beide den Bildstock in diesem Jahr restaurieren ließen.

Die Jahreszahl 1743 im Sockel und die Taube mit Ring erinnern an ein furchtbares Ereignis, das sich in diesem Jahr zugetragen haben soll: Ein Schäfer auf dem Gut Althoff hatte zwei scharfe Hunde mit den seltsamen Namen „Verdi“ und „Schloafandi“. Eines Tages kam eine Frau aus Westerfelde auf ihrem Weg zum Markt nach Lünen vorbei. In einem Korb trug sie Tauben, die sie auf dem Markt verkaufen wollte. Plötzlich griffen die beiden Hunde die Frau an. Der Schäfer wollte dem Einhalt gebieten und rief die beiden Hunde beim Namen. Die Frau aber missverstand dies und hörte „Wehr di“ (Wehr dich!) und „Schloa van die“ (Schlag um dich). Sie schlug also mit einem Stock nach den Hunden, die daraufhin noch wilder wurden und schließlich die Frau zerfleischten. Eine der Tauben im Korb ergriff mit dem Schnabel den Ehering der toten Frau und flog damit nach Westerfelde zurück. Auf diese Weise erfuhr der Ehemann vom tragischen Tod seiner Ehefrau.

 

 

Februar 2018

Gruppenbild der an der Errichtung des Marien-Wegebilds beteiligten Personen, 1926

 

Marien-Wegebild in Bork-Hassel

Auf Initiative der Freiwilligen Feuerwehr Hassel und einer eigens gegründeten Heimatlichen Vereinigung Hassel wurde in den 1920-er Jahren eine Ehrenstätte für die Opfer des Ersten Weltkriegs an der Wegekreuzung Zum Wegebild / Hölterweg in der Bauerschaft Hassel errichtet. Bauer Huesmann stellte kostenlos das Grundstück zur Verfügung. Den Entwurf fertigte Baumeister Bernhard Rottmann aus Cappenberg, der beim Bauamt des Amtes Bork beschäftigt war. Feuerwehr und Heimatliche Vereinigung beschafften das notwendige Baumaterial, die Maurer Anton Hoppenbrink und Fritz Baumeister errichteten das Gebäude und Schmiedemeister Heinrich Benning fertigte und stiftete das Eisentor und das Kreuz auf dem Dach. Letzteres wurde von Daniel Zöpfchen gedeckt. Im Frühjahr 1926 war die Ehrenstätte, von den Einwohnern in Hassel „Marien-Wegebild“ genannt, fertiggestellt. Am 13. Mai des Jahres, am Tag Christi Himmelfahrt, wurde die Ehrenstätte eingeweiht.

Die Ehrenstätte ist in Form eines Heiligenhäuschens mit Spitzgiebel gebaut. In einer Nische steht eine vom Bildhauer Heinrich Baumeister zu Lüdinghausen geschaffene Marienfigur mit Kind. An den Seitenwänden der Vorderfront wurden zwei von Heinrich Kampmann gestiftete Holztafeln mit den Namen von 20 Gefallenen angebracht. Diese wurden später durch zwei Steintafeln ersetzt, die ebenfalls der Bildhauer Baumeister fertigte.

Im November 1955 fassten Einwohner von Hassel den Plan, der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege zu gedenken. Am 27. Mai 1956 weihte Pfarrer Heinrich Völkering aus Bork in Gegenwart von weit über hundert Einwohnern aus Hassel das renovierte Wegebild und die neuen Bronzetafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten aus beiden Weltkriegen ein. An die Weihe schloss sich eine Maiandacht zu Ehren der Gottesmutter an.

Die Maiandachten finden traditionell an den Sonn- und Feiertagen. Hierzu schmücken Einwohner aus Hassel das Marien-Gnadenbild mit Blumen und Kerzen. Die Pflege des Wegebilds übernimmt der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Bork-Hassel.

 

Januar 2018

Prof. Wilhelm Jöker (Foto Privatbesitz)

Wilhelm Jöker und das „Haus Licht und Leben“

Vielen Borkern ist die Bezeichnung „Haus Licht und Leben“ bekannt, beinahe vergessen ist, dass diese auf einen Kunstprofessor zurückzuführen ist: Wilhelm Jöker.

Jöker wurde am 17. Juli 1871 in Hilden bei Düsseldorf geboren. Im elterlichen Malerbetrieb erlernte er das Malerhandwerk. Er bildete sich bei verschiedenen Firmen im Rheinland und im Ruhrgebiet fort und gründete in Dortmund ein Spezialgeschäft für dekorative Malerei.

1896 fand er eine Anstellung als Fachlehrer an der städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule Dortmund (heute Hochschule Dortmund, Fachbereich Architektur und Design). Zu seinen vielfältigen Lehrfächern gehörten ornamentale Formenlehre, Perspektiven- und Schattenlehre sowie dekoratives Malen von Ornamenten.

Wilhelm Jöker erweiterte sein Wissen durch Studienkurse an verschiedenen Kunstgewerbeschulen und Studienreisen in das Ausland. Er gab Lehrwerke für farbige Raumgestaltung heraus, war Schriftleiter von Fachzeitschriften und hat sich als Architekt hervorgetan.

Auf Grund seiner Verdienste verlieh ihm die Handwerker- und Kunstgewerbeschule Dortmund 1911 den Professorentitel. 1926 ernannte ihn der Niedersächsische Malerbund zum Ehrenmitglied, und 1930 verlieh ihm die thüringische Stadt Ziegenrück für seine Verdienste um das Ortsbild das Ehrenbürgerrecht.

1933 ging Jöker in den Ruhestand. 1936 zog er nach Bork in das Haus Lünener Straße 1. Zum zwölf Morgen großen Anwesen gehörten eine Gärtnerei und eine Parkanlage. Wilhelm Jöker gab dem Ganzen die Bezeichnung „Haus Licht und Leben“.

Die Gemeinde Bork kaufte 1950 das Anwesen und machte den Park zu einer öffentlichen Erholungsanlage. Der Grundbesitz ist heute zerstückelt. Im Westen befindet sich die Anlage des Kriegerehrenmals. Daran schließt sich das Wohnhaus an. Die Umgehungsstraße trennt diesen Bereich von dem ehemaligen Schützenfestplatz und dem sich anschließenden kleinen Park.

Professor Wilhelm Jöker starb am 7. Mai 1954 in Dortmund-Hörde. Obwohl sich in Bork keine Spuren von ihm finden, ist die Wortschöpfung „Haus Licht und Leben“ nicht in Vergessenheit geraten.