Historischer Spaziergang

Bork ist seit 1975 ein Ortsteil der Stadt Selm. Zur bis dahin selbstständigen Gemeinde gehörten neben dem Dorf Bork die Bauerschaften Altenbork, Hassel und Netteberge sowie Cappenberg, das heute einen eigenen Ortsteil bildet. Bis zur Mitte des 20. Jahrhundert war Bork weitgehend von der Landwirtschaft geprägt. Das Bild änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuzug zahlreicher Neubürger, bedingt durch Flucht und Vertreibung, durch die Einrichtung der Bereitschaftspolizei sowie durch die Ansiedlung von Handwerks- und Industriebetrieben. Trotz der Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, durch den Bau neuer Straßen und Baugebiete sind Sehenswürdigkeiten und historische Details aus der Borker Ortsgeschichte erhalten geblieben – diese gilt es zu entdecken.

Heimatverein_01 - Kapelle Hassel, Ansicht - 2012-02-05 - Foto Niklowitz - P1090603_NEU_1

01    Hasseler Kapelle

An der Lünener Straße steht, unweit der Einmündung der Umgehungsstraße, auf einem kleinen Hügel (der „hillige Knapp“) die Hasseler Kapelle. 1725 ließ der Propst des Stiftes Cappenberg, Johann Engelbert von Ketteler, das Gebäude errichten, nachdem der Vorgängerbau im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zerstört worden war. Das Wappen des Stifters ist als Wappenstein im Giebel der Kapelle angebracht. Bedeutend ist ein romanisches Kruzifix aus dem 12./13. Jahrhundert, durch das Gott Wunder vollbracht haben soll. Bei der Hasseler Kapelle handelt es sich um eine ehemalige Wallfahrtskapelle. Davon zeugen ein Andachtsbüchlein von 1728 mit Liedern und 23 Votivgaben in Form von Armen und Beinen, die zum Dank für Gebetserhörung bei Krankheit und in Not in die Kapelle gegeben wurden.

 

Heimatverein_02 - Bork, Gedenkstein Heimkehrer, Park Licht und Leben - 2007.08.05 - Foto Niklowitz_NEU_2

02    Gedenkstätte für Kriegsgefangene
Die Initiative zur Errichtung einer Gedenkstätte für die deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs aus Bork ging von dem Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen aus. Die Erinnerungsstätte befindet sich an der Lünener Straße gegenüber der Einmündung der Stifterstraße am Rand des Parks „Licht und Leben“. Auf einem gemauerten Steinsockel ruht ein 30 Zentner schwerer mit Inschrift versehener Findling aus Netteberge. Die Übergabe war zum Abschluss der Kriegsgefangenenwoche im Oktober 1952 erfolgt.

 

Heimatverein_03 - P1070651-18.12.2010_NEU_3

03    Wing

Der Entwurf zur Skulptur „Wing“ wurde von der Selmerin Liv Pasburg als Schülerin des Kunst-Leistungskurses des Städtischen Gymnasiums Selm gefertigt. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich zum Thema „Kunst im öffentlichen Raum“ mit Arbeiten des US-amerikanischen Bildhauers Alexander Calders, dessen sog. Stabiles weltweit Plätze prägen. Der Entwurf wurde als sechs Meter hohe Stahlskulptur umgesetzt und 2006 auf dem Kreisverkehr Lünener Straße / Ostwall / Netteberger Straße aufgestellt. Das Kunstobjekt lässt an ineinander verschränkte Vögel denken („Adlerhorst“). Dynamik, Leichtigkeit und Bewegung zeichnen die Tierfiguration aus. Bogenformen und Durchbrüche erlauben Durchblicke.

 

Heimatverein_04 - Bork, Kriegerehrenmal am Amtshaus - 2007-08-25 - Tafeln - Foto Niklowitz_NEU_4

04    Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs

Bestrebungen zur Errichtung eines Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Bork gehen bis auf das Jahr 1925 zurück. Sie scheiterten jedoch an den Kosten. Eine erneute Initiative Anfang der 1930-er Jahre hatte mehr Erfolg. Finanzielle Unterstützung kam von Privatpersonen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen. Die restlichen fehlenden Gelder wurden durch eine Verlosung aufgebracht, bei der auch Schweine, Kälber, Spirituosen, eine Küchenlampe, ein Paar Manschettenknöpfe, eine Wärmflasche, eine Blumenvase, Obstkonserven und Schokolade verlost wurden. Das Denkmal wurde an der Straßengabelung Netteberger Straße / Lünener Straße auf einem Grundstück errichtet, das zum Park „Licht und Leben“ gehörte. Es wurde im August 1933 eingeweiht. Gegenüber dem Tor, durch das man die von einer Bruchsteinmauer umgebene Anlage betreten kann, befindet sich die eigentliche Gedächtnisstelle: sechs Bronzetafeln mit den Namen von 113 Gefallenen. Seit 1959 wird auch der Gefallenen und Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht. Die Pflege der gesamten Anlage hat die Bürgerschützengilde Bork übernommen.

 

Heimatverein_05 - 2007.08.25 - Netteberger Straße-Lünener Straße, Sanders Kreuz - Foto Niklowitz_NEU_5

05    Sanders Kreuz

Das sog. Sanders Kreuz gehört zu den ältesten erwähnten Wegekreuzen in Bork. Schon 1851 stand hier an der Straßengabelung Netteberger Straße / Lünener Straße, noch vor dem Ehrenmal, ein Steinernes Kreuz, das der Familie Wesener gehörte. Das Kreuz diente als 3. Station der Karfreitagsprozession. Ende der 1890-er Jahre war es stark reparaturbedürftig, so dass die Familie Sanders ein neues Steinkreuz errichten ließ. Der Korpus wurde 1969 durch den Bildhauer Norbert Ahlmann aus Lüdinghausen ersetzt.

 

Heimatverein_06 - 2007-08-05 - Amtshaus, Ansicht (3) - Foto Niklowitz_NEU_6

06    Amtshaus

Beim 1911/12 erbauten Amtshaus handelt es sich um ein typisches Verwaltungsgebäude der Zeit vor dem ersten Weltkrieg mit Jugendstilelementen. Es diente bis 1975 als Sitz des Amtes Bork für die seiner Zeit amtsangehörigen selbstständigen Gemeinden Altlünen, Bork und Selm. Heute ist hier die Verwaltung der Stadt Selm untergebracht. Im Obergeschoss befindet sich ein repräsentativer holzvertäfelter Sitzungssaal mit dekorativer Ausstattung, darunter passendes Gestühl, ein Kronleuchter der ehemaligen Zeche Hermann in Selm, einem Kamin mit echten Delfter Kacheln und bleiverglasten Fenstern mit Motiven. Den in den 1960-er Jahren notwendig gewordenen Erweiterungsbau entwarf Prof. Harald Deilmann aus Münster.

 

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07    Citizen

Der Rat der Stadt Selm wünschte zum Abschluss von Renovierungsarbeiten am Amtshaus in den 1990-er Jahren ein Kunstobjekt zum Thema „Zwischen alt und neu“ als Bindeglied zwischen dem alten Amtshaus und dem nach moderner Architektur ausgerichteten Anbau. Ausgewählt wurde der Entwurf des Selmer Künstlers und Kulturpreisträgers Markus Mußinghoff. Die Skulptur besteht aus drei winkelförmig angelegten, übereinander installierten Betonteilen. Alle Teile besitzen die gleichen Maße von 1,40 Meter Höhe und 12,50 Meter Länge und sind 0,25 Meter dick. Sie sind derart übereinander gesetzt, dass durch das Vor- und Zurückspringen der Elemente vertikale Lichtdurchbrüche in der Länge wie auch in der Breite entstehen. Die Skulptur wirkt dadurch trotz der Beton-Elemente leicht und in einigen Bereichen beinahe freischwebend. Die Ausrichtung der Winkel bezieht sich auf die architektonische Umgebung. Der kürzere unterste Segment bezieht sich auf die rechte Gebäudekante des Altbaus, während das oberste Segment auf den Haupteingang des Anbaus weist. Der mittlere Betonwinkel kommt dem Betrachter, der sich von der Lünener Straße der Skulptur nähert, wie ein freischwebender Arm entgegen. Die Skulptur wurde 1995 der Öffentlichkeit übergeben.

 

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08    Kreuzwegstationen

Bis 1810 fanden die Beerdigungen auf dem Kirchhof um die St.-Stephanus-Kirche statt. In diesem Jahr wurde der neue Friedhof gegenüber dem späteren Amtshaus geweiht. Bernhard Pröbsting, Pfarrer an St. Stephanus von 1847 bis 1870, wünschte sich einen Kreuzweg mit vierzehn Stationsbildern. Die Aufbringung der Kosten in Höhe von 600 Talern durch Kollekten erschien ihm nicht durchführbar. Aber er hatte eine Idee: Jeder, der ein Stationsbild finanzierte, erhielt das Recht, hinter diesem begraben zu werden. Die Idee modernen Sponsorings war geboren. Der Pfarrer fand für alle Stationen einen Geldgeber. Er selbst finanzierte die 7. Station: „Jesus fällt zum 2. Mal unter dem Kreuz.“ und wurde hier begraben.

 

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09    Synagoge

Die Synagoge in Bork ist eine der wenigen noch erhaltenen Landsynagogen. Sie entstand um 1815 im Kreuzungsbereich Hauptstraße / Waltroper Straße, einige Meter vom Straßenrand entfernt. Eine Synagoge ist ein Haus des Gebetes, auch des Lernens und Versammlungsort der jüdischen Gemeinde ist. Hier treffen sich Menschen zum Gebet, zum Lernen aus der Thora und zum Feiern von religiösen Festen. Über die Geschichte der Borker Synagoge liegen nur wenige Quellen vor. Von 1821 bis 1899 wurde sie auch als Schule für jüdische Kinder genutzt. Während der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurde die Borker Synagoge nach Zerstörung der Einrichtung ihrer Bestimmung beraubt. Im Sommer 1942 hörte die jüdische Gemeinde in Bork auf zu existieren. Das Fachwerkgebäude diente fortan als Kohlenlager. 1986 kaufte die Stadt Selm das Gebäude und ließ es umfassend restaurieren. Acht Jahre später konnte dieses Zeugnis der Borker Geschichte der Öffentlichkeit übergeben werden. Im Inneren befindet sich ein eingeschossiger Betsaal mit Frauenempore. Die aufwendige Schablonenmalerei der Wände wurde restauriert, die Decke zeigt eine blaue Bemalung, die den Hintergrund für einen in Gold gehaltenen Sternenhimmel bildet. Heute nutzt die Musikschule die Synagoge als Übungsraum für ihre Schüler, und der VHS Selm dient der Raum für Konzerte, Vorträge und Lesungen.

 

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10    Forck

Engelbert Lenfert, der Erbauer des Hauses, war Kaufmann und handelte mit Kurzwaren, Porzellan, Eisen und Töpferwaren. Als die Familie Forck das Anwesen übernahm, richtete sie hier eine Gastwirtschaft ein. Später kam ein Handel mit Kohlen und Baumaterialien hinzu. Nach Aufgabe der Restauration wurden die Gaststättenräume zu Wohnräumen umgebaut. Haus Forck ist ein schönes Fachwerkhaus und weist eine Balkeninschrift auf. Diese lautet: „Wer kräftig Wort nicht leiden kann, der seh dies Haus von Aussen an – 1782 Theodor Forck 1910“.

 

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11    St.-Stephanus-Kirche

Zwischen 1022 und 1032 wurde die Pfarrei Bork nach Abtrennung von der Urpfarrei Werne gegründet. Patron ist der hl. Stephanus. 1175 wurden Kirche und Pfarrei zu Bork dem Stift Cappenberg angegliedert. Bis zur Aufhebung des Stiftes 1803 war ein Konventuale des Stiftes Cappenberg Pfarrer zu Bork. Das Kirchengebäude wurde im 17. Jahrhundert vor allem kriegsbedingt mehrfach zerstört. 1716 stürzte der baufällige Turm der Kirche mitsamt den Glocken ein. Das Gebäude war dadurch derart beschädigt, dass kein Gottesdienst mehr darin gehalten werden konnte. 1718 begann die Grundsteinlegung für die heutige St.-Stephanus-Kirche. Fünf Jahre später konnte der erste Gottesdienst gehalten werden, und ein Jahr später wurde der neue Kirchbau eingeweiht. Turmbau und Seitenschiffe kamen erst später hinzu. Im 20. Jahrhundert fanden in der Kirche Veränderungen statt. Die Ausmalung von 1928 wurde 1957 wieder beseitigt, und 1969 erfolgte im Rahmen der Liturgiereform eine umfassende Umgestaltung, bei der u. a. ein 250 Jahre alter Korpus aus Eichenholz eines Wegekreuzes in die Kirche gebracht wurde. Bei der Renovierung wurden Grundmauern und Reste des alten Friedhofes entdeckt, die darauf schließen lassen, dass der Kirchbau vor 1718 nur die Größe des jetzigen Chorraumes besaß.

 

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12    St. Martin

Die Initiative zur Aufstellung eines Kunstobjekts ergriff die Stadt Selm im Zusammenhang von Sanierungsmaßnahmen des Ortskerns. Die Skulptur wurde im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs ausgewählt. Der erste Preis ging an den aus Kamen stammenden Bildhauer Prof. Lothar Kampmann. Die auf einem Steinsockel stehende Bronzeskulptur wurde 1992 an der Hauptstraße / Ecke Nierfeld im Rahmen des Borker Martinsumzuges der Öffentlichkeit übergeben. Mit der Skulptur „St. Martin“ wurde eine Verbindung zu dem seit 1923 jährlich stattfindenden Borker Martinsumzug geschaffen. Sie zeigt den Moment des Teilens und Gebens und soll an die Schwierigkeiten im West-Ost-Verhältnis in Europa sowie im Nord-Süd-Verhältnis zwischen Europa und Afrika erinnern.

 

Heimatverein_13 - Stolpersteine, Hauptstraße 34, Levin, Familie, 2007-09-10,_NEU_13

13    Stolpersteine

Im Haus Hauptstraße 34 wohnte ehemals die jüdische Familie Lewin. Melchior und Hermann Lewin waren Kaufleute und handelten mit Manufakturwaren. Im Nebengebäude führte Leonhard Lewin ein kleines Geschäft mit Zeitschriften, Papierwaren, Ansichtskarten und Tabakwaren. Die Familie Lewin wurde wie viele andere Borker Juden 1942 deportiert und ermordet. Zur Erinnerung an sie und weitere ermordete Juden wurden 2007 von dem Künstler Gunter Demnig aus Köln zehn Stolpersteine mit den Namen, Daten zur Geburt und zur Ermordung in das Straßenpflaster eingelassen. Weitere Standorte sind Hauptstraße 15 und Bahnhofstraße 37.

14    Nepomuk

1750 wurde an der Bahnhofstraße ein Standbild des Johannes von Nepomuk aufgestellt. Nepomuk ist Schutzheiliger für Schiffer, Flößer, Müller und gegen Wassergefahren. Schon zu jener Zeit besaß die Lippeschifffahrt und die Fischerei in der Lippe eine besondere Bedeutung. Das Standbild sollte allen Schiffern und Fischern auf ihrem Weg zur Arbeit Schutz geben. Da zur selben Zeit eine verheerende Viehseuche ausbrach, ließen die Bauern Schulze Altenbork und Kammann im Sockel ein Bild der hl. Veronika mit Schweißtuch ausarbeiten. Sie galt in der Borker Bevölkerung als Beschützerin vor Viehkrankheiten.