Jahrgang 2016

Hier finden Sie das Dokument zum jeweiligen Monat des Jahres 2016
(absteigende Reihenfolge):

Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016

Mai 2016
April 2016
März 2016

 

Dezember 2016

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Schleusenwärterhaus der Schleuse Horst

Welchen Stellenwert Wasserstraßen besitzen, zeigen die Bemühungen um den Ausbau der Binnenschifffahrt u. a. auf dem Datteln-Hamm-Kanal. Funde von Einbäumen (ausgehöhlte Baumstämme) belegen, dass die Lippe früh als Verkehrsweg genutzt wurde. Während der Römerzeit kam dem Fluss eine wichtige Bedeutung als Verkehrs- und Invasionsweg zu. Das Uferkastell in Lünen-Beckinghausen ist ein Zeugnis hierfür.

Im Mittelalter entstanden entlang des Lippeflusses mehrere Mühlenbetriebe. Die Anlage von Wassermühlen mit Mühlengräben und Stauwehren führte zu starken Eingriffen in das Flusssystem und zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Schifffahrt. Auf der Lippe verkehrten daher nur kleine Schiffstypen wie die Nachen. Das waren kleine flache Boote, die kleinere Frachten transportierten. Sie wurden flussaufwärts von Pferden auf eigens am Ufer angelegten Treidelpfaden gezogen.

Verhandlungen der Anrainerstaaten zur Schiffbarmachung der Lippe verliefen ergebnislos. Erst als 1815 die Lippe auf ihrer gesamten Länge preußisch wurde, konnten Pläne zur Schiffbarmachung des Flusses realisiert werden. Sandbänke wurden ausgebrochen und das Flussbett durch den Bau von Buhnen oder Kribben verengt. Dadurch wurde ein schnelleres Abfließen des Stromes ermöglicht und das Flussbett tiefer gemacht. Ab 1826 war die Lippe von Lippstadt bis Wesel schiffbar. Jetzt waren auch größere Schiffe wie die Aaken als Frachtschiffe im Einsatz. Diese wurden in Dorsten gebaut und wie die Nachen flussaufwärts von Pferden auf Treidelpfaden gezogen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fuhren auch Dampfboote auf der Lippe.

Der Boom der Lippeschifffahrt war nur von kurzer Dauer. Zum einen gab es Probleme im Mündungsgebiet der Lippe in den Rhein durch zunehmende Versandung. Zum anderen wurde durch den Bau von Eisenbahnlinien in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine kostengünstigere Transportmöglichkeit für Waren gefunden. Der Schiffsverkehr auf der Lippe wurde schließlich eingestellt.

Der kostenträchtigste Teil des Ausbaus der Lippe zum Schifffahrtsweg war die Anlage von Schleusen. Diese waren zur Umgehung der Mühlen mit ihren Stauwehren und Mühlengräben notwendig. Insgesamt wurden 20 Schleusen entlang der Lippe gebaut.

Bei der Talschleusung fährt ein Schiff in die Kammer ein. Das Obertor wird geschlossen und das Wasser durch Schutzöffnungen im Untertor abgelassen. Dadurch sinkt der Wasserstand in der Kammer. Ist der Wasserstand des Unterwassers erreicht, wird das Untertor geöffnet und das Schiff fährt hinaus. Bei der Bergschleusung wird das Untertor geschlossen und das Wasser durch Schutzöffnungen im Obertor eingelassen. Dadurch steigt der Wasserstand in der Kammer.

Die Schleuse Horst gehörte mit rund 36 m Länge und 6 m Breite zu den größten. Sie lag im „Dreistädteeck“ Selm-Bork, Waltrop-Oberlippe und Lünen-Alstedde.

Die Aufsicht über die Schleuse führte ein Schleusenwärter, der den Schleusengang bediente. Er hatte die Ladungsmengen der durchzuschleusenden Schiffe zu notieren und sollte daher schreiben und etwas rechnen können. Weiter sollte er über handwerkliche Fähigkeiten verfügen, um kleinere Reparaturen durchführen zu können, nicht „dem Trunke ergeben sein“ und überhaupt einen moralischen Lebenswandel führen.

Das Schleusenwärterhaus zu Horst war eingeschossig. Das Wohnhaus besaß eine Küche, eine Wohnstube, eine kleine Schlafkammer und eine größere Schlafstube. Der Wirtschaftsteil diente dazu, dass der Schleusenwärter eine kleine Landwirtschaft mit Viehhaltung zur Verbesserung seiner wirtschaftlichen Lage betreiben konnte. Er bestand aus Dehle, Kuh- und Schweinestall, Dunggrube und Vorratsraum für Brennstoffe.

Nach dem Niedergang der Lippeschifffahrt sind von den meisten Schleusen nur noch Reste vorhanden. Das Schleusenwärterhaus der Schleuse Horst ist längst verschwunden. An den Schleusenkanal erinnern nur noch Reste des Oberhauptes und eine Vertiefung im Gelände. Die Natur erobert sich die Anlage immer mehr zurück.

November 2016

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Das Foto zeigt den Wohnturm des Hauses Dahl.

Haus Dahl

Im Südwesten von Bork liegt an der Lippe das ehemalige adelige Haus Dahl. Die gleichnamige Familie lässt sich gesichert für die Zeit von 1139 bis 1318 nachweisen. Mit Graf Heinrich von Dahl starb die Familie in der männlichen Linie aus. Obwohl die Familie nach einem Güterverzeichnis von 1188 über umfangreichen Streubesitz verfügte, lässt sich eine Grafschaft nicht ermitteln. Vielleicht waren die Herren von Dahl Burggrafen. Die Burggrafschaft beschränkte sich auf die Burg, zu der im Umfeld Landbesitz gehörte.

Möglicherweise wechselte Graf Heinrich von Dahl 1188 die Lehnsherrschaft. Während er und seine Vorgänger zuvor in Verbindung mit dem Stift Münster genannt wurden, fand dieser nunmehr ausschließlich im Zusammenhang mit dem Erzbischof von Köln Erwähnung. Sein Nachfolger, Graf Otto von Dahl (erwähnt ab 1215), trat erneut ausschließlich in Verbindung mit dem Stift Münster auf.

Wenn der zweimalige Wechsel der Lehnsherrschaft jeweils mit der Verlegung der Burg verbunden war, würde dies bedeuten, dass die Grafen von Dahl, zunächst am Nordufer der Lippe ansässig, beim ersten Wechsel ihre Burg auf das Südufer verlegt hätten, um sie später, beim zweiten Wechsel, wieder auf das Nordufer zu verlegen. Dies erscheint unrealistisch. Die Sage hat sich dieser Thematik jedoch angenommen und versucht gleichzeitig, den Namen Dahl zu erklären:

An der linken Seite der Lippe, wo die Gemeinden Waltrop und Datteln zusammenstoßen, lag einstmals eine stolze Burg, welche einem Grafen gehörte. Große Waldungen umgaben den schönen Sitz. Der Graf war ein wilder Mann, welcher am liebsten auf die Jagd zog und sich an allerlei Fehden beteiligte. Mit Schmerz sah dieses seine fromme Gemahlin Hadewig, die manche Stunde in Tränen vor dem Altar der Burgkapelle verbrachte, um für das Seelenheil ihres Gemahls zu beten.

An einem Ostermorgen, als die Sonne so schön schien, gelüstete es den wilden Grafen Walfried, hinaus in den Forst zu reiten, um Rehe und Hirsche zu jagen. Als er alle seine Mannen versammelt hatte, um mit Hunden unter Hörnerschall hinauszureiten, rief er dem Burgkaplan noch zu: „Verschieb’ für heute die Messe und warte mit dem Gebimmel bis morgen. Erst will ich jagen nach Herzenslust und dann sorge ich für den Himmel.“ Der Kaplan war entsetzt; heute am heiligen Osterfest sollte in der Kapelle das heilige Opfer nicht dargebracht werden? Der Burgkaplan betete am Altar und rang lange mit sich. Schließlich sagte er: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ Er richtete sich auf und las die heilige Ostermesse. Bei der Wandlung erklang das helle Glöckchen vom Turm. Das hörte der wilde Graf. Sofort ritt er mit seinem Gefolge heim und stürmte in die Burgkapelle. Der Burgkaplan hatte sich gerade umgewendet und die Hände zum Segen erhoben. Da warf ihm Walfried den Speer in die Brust, so dass ein roter Blutstrahl den heiligen Altar befleckte.

Als der Erzbischof von Köln von dieser Freveltat hörte, zog er vor die Burg, um den Tod des Burgkaplans zu sühnen. Während des ganzen Winters umschlossen seine Mannen die Burg, so dass keiner aus ihr herauskonnte. Bald zeigte sich der Hunger bei den Burgbewohnern, deren Vorräte aufgezehrt waren. Wiederum ist es der heilige Ostermorgen. Alles war still umher. Da schlich sich aus dem Pförtchen des Burgtores eine Frau vom Burggesinde. Sie wurde vor den Erzbischof geführt und schilderte ihm die Not in der Burg. Sie bat um etwas Milch für den kleinen Sohn der Gräfin. Der Erzbischof, welcher von der frommen Gräfin Hadewig gehört hatte, wurde von Mitleid gerührt und sprach: „Die fromme Gräfin soll nicht mehr leiden. Ihr gewähre ich freien Abzug aus der Burg; auch kann sie ihr Liebstes mitnehmen.“ Freudig eilte die Frau zurück, um ihrer Herrin diese Meldung zu überbringen.

Nachmittags bot sich den Belagerern ein eigentümlicher Anblick. Das Burgtor öffnete sich, und heraus trat die Gräfin Hadewig. An ihrer Brust ruhte ihr Kind, und auf dem Rücken trug sie den Grafen Walfried. Der Erzbischof war überrascht. Er wollte sein gegebenes Wort nicht brechen, rief aber dem Grafen zu: „Sobald Dein Fuß das kölnische Land betritt, wirst Du gehängt!“ Entsetzt sah sich die arme Gräfin um und keuchte unter der schweren Bürde. Es kam ihr ein guter Gedanke. Mühsam ging sie an der Lippe aufwärts. Nach zehn Minuten fand sie eine seichte Stelle. Hier durchschritt sie die Fluten und gelangte an das rechte Ufer, ins Münsterland. Hier setzte sie ihren Mann nieder mit den Worten: „Hier sett ick di nu dahl!“ [Hier setze ich Dich nun nieder!] Der Erzbischof und seine Mannen hatten mit Staunen das Unterfangen der Gräfin beobachtet. Sie ließen sie in Frieden ziehen, aber die verlassene Burg zerstörten sie bis auf den Grund. An der Stelle, wo die Gräfin Hadewig ihre schwere Bürde niedergesetzt hatte, baute der Graf eine neue Burg und nannte sie Dahl.

Hintergründe zu dieser Sage und weitere Erzählungen aus Bork, Hassel, Netteberge und Cappenberg finden Sie in dem Buch „Hundertundeine Erzählung – Sagen, Legenden und Geschichten aus dem Raum Lünen“, hrsg. vom Stadtarchiv Lünen und ab 7. November 2016 im Handel erhältlich.

Oktober 2016

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Firma Bartling

Die Firma Bartling war der größte Holzpappenhersteller in Deutschland. Friedrich August Bartling sen. erwarb 1919 die Papiermühle der Firma Haarmann, Kapp & Cie. beim Haus Dahl an der Lippe und eine rund 5 km flussaufwärts gelegene Holzschleiferei beim Haus Horst. Beim Haus Dahl wurde das Grundmaterial für die Pappen hergestellt und auf der Lippe nach Horst zur Weiterverarbeitung verschifft, um anschließend auf demselben Weg zur Trocknung und endgültigen Verarbeitung wieder nach Dahl verbracht zu werden. 1940 zerstörte ein Blitzschlag die Fabrikanlagen beim Haus Horst, die nicht wieder aufgebaut wurden. Die Werksanlage beim Haus Dahl wurde danach entsprechend ausgebaut.

Unter der Leitung Friedrich August Bartlings jun. wies das Unternehmen eine enorme Entwicklung auf. 1961 gab es im Werk die seiner Zeit größte Wickelpappenstraße Europas, die 1971 durch eine Kartonmaschine mit einer Tagesleistung von 45 Tonnen ersetzt wurde. Als Rohstoff für die Pappenherstellung dienten Fichtenholz, Zell- und Holzstoff. Allmählich erfolgte die Umstellung der Rohstoffe auf Altpapier. Zu den Produkten gehörten u. a. Pappteller für Kuchen, Imbiss und Würstchen, Tortenunterlagen, Weihnachtsteller, Versandrollen und Bierdeckel. 1977 ging mit dem Werk II im Gewerbegebiet östlich des Bahnhofs Bork (heute Firmengelände Wüllhorst) ein zweiter Standort in Betrieb.

Das Produktions- und Verkaufsprogramm wurde in den folgenden Jahren erheblich erweitert. Die Firma entwickelte ein komplettes Party-Programm bestehend aus bunten Tellern, dazu passenden Bechern, Servietten und Tischdecken, kurzum alles, was seinerzeit auf einem mit Einmalgeschirr modern gedeckten Tisch gehörte. Zum Absatzgebiet zählten europäische und außereuropäische Länder wie Persien (Iran), Saudi-Arabien und Singapur.

Als Friedrich August Bartling das Familienunternehmen 1984 an einen Londoner Konzern verkaufte, wies der Jahresumsatz 80 Millionen DM aus. Es folgten weitere Eigentümerwechsel und schließlich die Insolvenz. – Das Foto zeigt Werksarbeiter in den 1920er Jahren.

September 2016

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Haus Berge

Die Herren von Berge bewohnten die gleichnamige Burg am westlichen Fuß der Erhöhung Netteberge. Sie stand an der Grenze zu Selm. Der Passbach speiste früher die Gräftenanlage, auch trieb er eine Wassermühle an. Diese wird 1596 erwähnt.

Die adelige Familie von Berge tritt urkundlich kaum in Erscheinung. Sie gehörte zum niederen Adel des Bischofs von Münster. Als Dienstmannen (Ministerialen) sicherten sie zusammen mit anderen festen Häusern wie Haus Dahl, Bork, Botzlar und Buxfort den südlichen Teil des Fürstbistums Münster. Es ist davon auszugehen, dass die Herren von Berge ursprünglich zu jenen 105 Ministerialen gehörten, die Graf Gottfried von Cappenberg 1122 im Rahmen der Umwandlung der Burg Cappenberg in ein Kloster dem Bischof übergab.

1318 wird der Knappe Hugo von Netteberge als Zeuge in einem Kaufvertrag für das Kloster Kentrup erwähnt. 1329 war Haus Berge Lehen des Bischofs von Münster. Dessen Dienstmann, der Ritter Albert von dem Berge, erklärte in diesem Jahr, dass sein Sohn und Erbe Johann die Burg „tom Berge“ an Johann Malemann aus Bockum bei Datteln verkauft habe. Die Familie von Berge übernahm das benachbarte Haus Bork und siedelte dorthin um. Sie starb um 1357 aus.

Johann Malemann und sein Nachfolger Wilhelm erklärten 1338 und 1359 ihre Burg „tom Berge“ zum Offenhaus gegenüber dem Bischof von Münster und leisteten ihm den Treueeid. Mit der Offenhauserklärung konnte der Bischof als Landesherr im Kriegsfall Haus Berge als militärischen Stützpunkt nutzen. Wilhelm Malemann hielt sich jedoch nicht an den Treueeid und beraubte den Bischof. Dieser ließ daraufhin 1372 Haus Berge zerstören. Nach dem Wiederaufbau wandte sich Malemann erneut gegen den Bischof, der die Burg um 1381/1392 wegen Landfriedensbruch wiederum zerstören ließ.

Seit Beginn des 15. Jahrhunderts wechselten mehrfach die Besitzer. 1972 ging Haus Berge in Privatbesitz über. An die einstmalige Burganlage erinnern außer einem kleinen trockengelegten Abschnitt der Gräfte, der Straßenname Haus-Berge-Straße und ein Wappenstein (s. Foto) über dem Eingang zum Herrenhaus nichts mehr.

August 2016

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Ehrentafeln für Kriegsgefallene 1920

1920 ergriff der Kriegs- und Landsturmverein Bork die Initiative zur Aufstellung von Ehrentafeln für die Gefallenen des Weltkriegs 1914-1918. Getrennt nach Netteberge, Hassel, Altenbork und dem Dorf Bork wurden 79 Namen von Gefallenen in alphabetischer Reihenfolge auf die Tafeln gemalt. Auf die Nennung der 20 Gefallenen aus Cappenberg verzichtete man, da diesen auf einer separaten Ehrentafel in der Stiftskirche zu Cappenberg gedacht wurde.

Die Enthüllung der Ehrentafeln in Bork erfolgte im Rahmen eines zweitägigen Volksfestes. Am 15. August 1920 fand ein „Wettspiel“ zwischen dem örtlichen Fußballklub und einer „sehr guten Lüner Mannschaft“ statt. Am zweiten Tag zeigten Mitglieder des Turnvereins „Eintracht“ ihre turnerischen Leistungen, die bewiesen, „dass auch ein Dorfverein über ein hohes Maß technischen Könnens verfügen kann“.

Die beiden erhalten gebliebenen Ehrentafeln waren vermutlich im Amtshaus aufgehängt. Ein Foto aus dem Jahr 1924 zeigt sie auf dem „Kriegerdenkmalplatz“ des Friedhofes zu Bork. Sie flankierten ein Gestell aus Birkenholz mit Eisernem Kreuz und mit einer Tafel, auf der ein Stahlhelm und zwei sich kreuzende Zweige aufgemalt waren. Die Inschrift lautete:
Sie gaben ihr Leben / Ihr Alles, ihr Blut. / Sie gaben es hin / Mit heiligem Mut /
Für uns! / Den 96 Helden der Gemeinde Bork / 1914-18

Vor den drei Tafeln waren kleine Birkenkreuze mit Holzschildern aufgestellt. Sie sind heute durch Steinkreuze ersetzt und erinnern an acht Soldaten aus Bork, die am Hauptweg des Friedhofes bestattet sind.

Die Anlage wurde für die Fertigung eines Fotos eigens mit Tannenbäumen geschmückt. Das Foto ist mit den Aufschriften „Zum Besten des Kriegerdenkmalfonds Bork.“ und „Ehrenfriedhof Bork.“ versehen. Vielfach reproduziert wurde es verkaufte und diente so als „Baustein“ zur Finanzierung einer geplanten Kriegerehrenstätte auf dem Vorplatz des Amtshauses in Bork, die jedoch nicht errichtet wurde. 1932 hingegen wurde das Kriegerdenkmal an der Straßengabelung Netteberger Straße / Lünener Straße eingeweiht.

Juli 2016

Foto: Fredy Niklowitz

Foto: Fredy Niklowitz

Wegekreuz Kranemanns Knapp

Im Münsterland, einer ländlichen Gegend mit überwiegend katholischer Bevölkerung, sind Hof- und Wegekreuze sowie Bildstöcke häufig anzutreffen. Dies ist auch für die Stadt Selm und den Ortsteil Bork der Fall. Mit allen religiösen Wegemalen ist eine Geschichte verbunden. Anlass für die Errichtung kann ein Unglück sein, das eine Person unvorbereitet aus dem Leben schieden ließ, der Dank vor Errettung aus Todesnot oder Krankheit, der Wunsch aus tiefem religiösen Empfinden heraus oder die Erinnerung an ein besonderes Ereignis.

Auf einer kleinen Anhöhe am Kranemanns Knapp steht, von vier Linden umsäumt, ein Wegekreuz. Das Grundstück liegt in der Bauerschaft Bork-Hassel und gehört zur Katholischen Pfarrgemeinde St. Johannes Evangelist zu Cappenberg. Anlass für die Aufstellung des Kreuzes durch den Bauern Heinrich Wethmar gen. Schulze Altkappenberg im Jahre 1885 war der Empfang des Weihbischofs auf seiner Firmungsreise. Der Weihbischof wurde von dort auf seinem Weg zur Stiftskirche begleitet, um Ludwig Rothmann zum neuen Pfarrer für Cappenberg zu weihen.

1962 ersetzte die Familie Schulze Altcappenberg das schadhaft gewordene Kreuz. Um 1975 waren die Kreuzbalken erneut verwittert. Die Familie nahm den Korpus im Dreinageltypus ab, ließ ihn restaurieren und in Teilen ergänzen und lagerte ihn ein.

Auf Initiative des Heimatvereins Bork und mit finanzieller Unterstützung der Familie Schulze Altcappenberg wurde am 25. Juni 2016 an gleicher Stelle ein neues Kreuz mit dem erhalten gebliebenen Korpus aufgestellt. Beteiligt daran waren zahlreiche ehrenamtliche Helfer. Einen Tag später segnete Pater Altfried Kutsch das Wegekreuz in Erinnerung an den am 27. Juni 2015 verstorbenen Landwirt Reinhold Schulze Altcappenberg im Beisein der Familie ein. An der Einsegnung war auch der Heimatverein Cappenberg aktiv beteiligt.

Die Tischlerei Bauhaus in Bork hatte den Korpus fachmännisch aufgearbeitet und das Kreuz aus Eichenbalken in den Maßen von 1885 erstellt (H 340 X B 150 cm). Neu ist die Anbringung eines Daches zum Schutz vor Witterungseinflüssen.

Juni 2016

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Bahnhof Bork 1931

Selm verfügt über drei an der Eisenbahnlinie Dortmund-Enschede liegende Bahnhöfe: in Selm-Dorf, in Selm-Beifang („Bahnhof Notbremse“) und in Bork. Nur noch wenige Einheimische erinnern sich an das ehemalige Stationsgebäude in Bork, das 1889 weit außerhalb des Ortskerns erbaut wurde. Der Borker Leonhard Lewin hat das Gebäude auf einer Ansichtskarte von 1931 festgehalten. Sie zeigt von links einen Teil der Güterabfertigung (Flachbau), daneben das eigentliche Stationsgebäude mit Dienstwohnung für den Stationsbeamten und mit Bahnsteigsperre (links von der Bahnhofsuhr) sowie im Vordergrund rechts den Wartesaal mit dem Stationsschild „Bork / Westf.“.

Der Wartesaal war in zwei Klassen unterteilt. Mir entsprechender Ausstattung gab es den Wartesaal II. und III. Klasse. Im Wartesaal der III. Klasse führte als erster Pächter die Familie Bollerott einen Gaststättenbetrieb. Zur Ausstattung gehörte eine Theke mit Barhockern; die wartenden Zugreisenden konnten an zahlreichen Tischen Platz nehmen. Ein Gemälde mit einer Lippepartie bei Haus Dahl zierte eine Wand. Auf einem Deckenbalken war der Spruch „Ein frischer Trunk gibt Mut und Stärke zum neuen Tagewerke“ angebracht.

Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bahnhofswirtschaft ein beliebter Treffpunkt für junge Leute. Auch war sie als Tanzlokal bekannt. Die beiden großen Räume des Wartesaals wurden 1952 noch einmal renoviert. Zuletzt diente das Gebäude als Proberaum für zwei örtliche Musikgruppen; in der ehemaligen Dienstwohnung konnten die Musiker ihre Instrumente „richtig aufdrehen“.

1983 ließ die Bundesbahndirektion Essen den gesamten Komplex abreißen. Die Bundesbahn bezeichnete den Erhaltungszustand des alten Gebäudes als katastrophal; die Bausubstanz sei so schlecht, dass wirtschaftliche Gründe gegen eine Sanierung sprächen. Die Abrissarbeiten verzögerten sich um Wochen, da bei der Planung übersehen worden war, die Stromzuführung für den Haltepunkt zu verlegen. Anfang Dezember des Jahres schließlich schlug für das Borker Bahnhofsgebäude das letzte Stündlein.

Mai 2016

11a - Bork-Netteberge, Haus Sonnenland - um 1940 - Friedr. Borghoff, Selm - Stramm, St. Michaelisdonn - Slg. Niklowitz_1

„Haus Sonnenland“

Um 1930 erwarb die Ortsgruppe Selm des Reichsbundes der Kinderreichen 23 Morgen Land in Netteberge von der Zeche Hermann, um hier eine Freizeitanlage zu errichten.

1931 wurde eine Landarbeiterwohnung erbaut, dessen Bewohner die Aufgabe zufiel, das Areal zu bewirtschaften. Unter der Bezeichnung „Haus Sonnenland“ entstand hier ein beliebtes Ausflugsziel.

Zum Anwesen gehörten neben dem Wohnhaus für den Pächter ein Saal, eine offene Halle und ein Kleinkaliber-Schießstand mit zwei Schießbahnen von 50 und 100 Metern Länge. Auf einem künstlich angelegten kleinen See mit kleiner Insel standen zwei kleinere Boote für Ruderpartien zur Verfügung. Für das leibliche Wohl sorgte ein Verkaufsstand, an dem Süßigkeiten, Flaschenbier, Tabakwaren und Kuchen erworben werden konnten.

Bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 musste der Reichsbund der Kinderreichen die Freizeitanlage auf Druck an den Jugendherbergsverband verkaufen. Der Saalbau diente fortan dem Reichsarbeitsdienst als Unterkunft. Der RAD war mit gemeinnützigen Aufgaben betraut wie die Rodung von Waldflächen, die Anlegung von Fischteichen und die Regulierung von Bächen.

Von 1933 an bewirtschaftete Fritz Lübke als Pächter das Areal, der letztlich 1937 auf Veranlassung der NSDAP „Haus Sonnenland“ verlassen musste. Neuer Pächter wurde ein linientreuer Parteigenosse. Zum Veranstaltungsprogramm der NSDAP gehörten nun Sonnenwendfeiern, Osterfeuer und Schießwettbewerbe. Während des Zweiten Weltkriegs kam die Freizeitanlage zum Erliegen.

Bald nach Kriegsende, noch 1945, wurde Fritz Lübke durch Sonderbeschluss der Militärregierung wieder als Pächter eingesetzt, und 1951 erhielt der Reichsbund der Kinderreichen nach einem Gerichtsbeschluss „Haus Sonnenland“ zurück. Lübke nahm den Gastwirtschaftsbetrieb aber nicht wieder auf. Hauptaugenmerk lag nunmehr auf einer Obstbaumplantage, auf der 300 Obstbäume angepflanzt waren. Darüber hinaus wurde eine Fläche von vier Morgen bewirtschaftet, auf der Erdbeerpflanzen wuchsen.

1959 verkaufte der Reichsbund der Kinderreichen das gesamte Anwesen an einen Privatmann aus Ascheberg. Zwischen Haus Berge und der Sandkuhle erinnert heute lediglich eine kleine Wasserfläche an die einst florierende Freizeitanlage.

April 2016

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Bauerschaftsschule Netteberge 1933

Die Kinder der Bauerschaft Netteberge gingen bis 1878 in die Mädchen- und in die Jungenschule in Bork. Aufgrund der Überfüllung der beiden Schulen wurde in Netteberge eine eigene Bauerschaftsschule errichtet. Am 24. April 1878 nahm diese im Haus Netteberger Straße 269 mit 79 Kindern den Schulbetrieb auf.

Die einklassige Schule wurde allmählich zu klein, so dass man das Gebäude 1906 um einen weiteren Klassenraum erweiterte. Die Gemeinde Bork errichtete 1960/61 ein neues zweiklassiges Schulgebäude schräg gegenüber neben dem heutigen Feuerwehrgebäude. Das alte Schulgebäude wurde verkauft und zu Wohnzwecken umgebaut.

Mit der Schulreform 1968 hörte die Schule in Netteberge endgültig auf zu existieren. In diesem Jahr traten anstelle der Volksschulen die Grundschulen, von der die Schulkinder nach dem vierten Schuljahr zu den weiterführenden Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien wechselten. Die Kinder aus Netteberge gingen nun wieder nach Bork.

An die Bauerschaftsschule erinnert die in der Nähe eingerichtete Bushaltestelle „Netteberge Alte Schule“. Wenige Fotos sind erhalten, eines stammt aus dem Jahr 1933. Es zeigt 58 Jungen und Mädchen der Jahrgänge 1919 bis 1927, die in den beiden Klassenräumen gemeinschaftlich unterrichtet wurden. Die Namen der Schulkinder sind bekannt:

obere Reihe von links: Hedwig Gillhaus, Anna Lange, Toni Pals, Elli Fohrmann, Elfriede Klähr, Elli Bramkamp, Lisbeth Bomholt, Cissi Ickerodt, Maria Pals, Hanni Ickerodt, Irmgard Wittkopp, Günther Wittkopp, Lehrer Hermann Wittkopp, Gastkind der Familie Wittkopp, Klara Klähr, Anni Ickerodt, Gertrud Kertelge, Antonia Homann, Klara Kertelge, Agnes Ickerodt, Fine Frerich, Maria Kleihege, Maria Kertelge, Gertrud Gährken, Anneliese Klähr;

mittlere Reihe kniend und stehend von links: Fritz Gährken, Alfons Pals, Bernhard Kleihege, Franz Homann, Ernst Lange, Josef Kleihege, Ferdinand Brüggemann, Tini Pötter, Maria Brosterhues, Gertrud Gillhaus, Wilhelm Gährken, Fritz Brüggemann, Willi Gründken, Joseph Pals, Willi Kleihege, Hugo Lange, Rudi Gährken, Paul Homann;

vordere Reihe sitzend von links: Helmut Lange, Josef Hörsken, Alfons Homann, Aloys Gillhaus, Heinz Fohrmann, Agnes Jasper, Franz Gillhaus, Emmi Pals, Franz Schlering, Agnes Lange, Felix Brosterhues, Bernhard Breimann, Willi Breimann, Anton Gährken, Heinz Lange, Clemens Schrilz, Franz Kertelge;

im Fenster: Frau Wittkopp

März 2016

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Gruss aus Bork von 1905

Die hübsche Ansichtskarte ist als Lithografie im Steindruckverfahren hergestellt. Dieses Druckverfahren gehörte um 1900 zu den am meisten angewendeten Drucktechniken für farbige Drucksachen, da es größere Auflagen ermöglichte. Ein Lithograf fertigte die Zeichnungen manuell und seitenverkehrt auf einem Kalkschieferstein. Anschließend wurde das Motiv mit Hilfe einer Steindruckpresse auf geeignetes Papier übertragen und vervielfältigt.

Auf der Ansichtskarte ist nicht vermerkt, wer diese hergestellt hat. Die Karte wurde von Bork nach Essen versandt und am 11. September 1905 gestempelt. Die Beschriftung durch den Absender ist weniger interessant. Auffallend hingegen sind die drei Motive.

Oben links findet sich eine Zeichnung des „Gasthofes Ad. Ewringmann“, Hauptstraße 25. Bereits 1818 betrieb hier Anton Schumacher ein Brauhaus. Um 1850 brannte Schumacher auch Branntwein aus Korn und – wie ein Chronist hervorhob – nicht aus Kartoffeln. Zum Gebäude gehörten Stallungen, die von 1904 bis in die 1960-er Jahre die Staatliche Deckstelle des Landesgestüts Warendorf gepachtet hatte. Die Inhaber wechselten; bekannte Namen sind Ewringmann, Lütke-Holz und zuletzt Repovs. Die Gastwirtschaft ist heute unter der Bezeichnung „Alt-Bork“ bekannt.

Darunter ist eine Zeichnung der „Pappenfabrik Haarmann, Kapp Co. mit Haus Dahl a. d. Lippe“ zu sehen. Die Herstellung von Pappe mit Wasserkraft durch die Lippe hat ihren Ursprung am Haus Horst in Waltrop-Oberlippe. Friedrich August Bartling sen. erwarb 1919 die zum Haus Dahl verlegte Fabrik der Firma Haarmann, Kapp & Co. und produzierte hier Pappe für verschiedenste Zwecke. Der Lithograf hat auch das Haus Dahl mit Wohnturm gezeichnet (im Hintergrund, links vom Fabrikschornstein).

Oben rechts ist eine Ansicht von Bork von Norden dargestellt. Im Mittelpunkt ist die St.-Stephanus-Kirche zu sehen. Bei dem größeren Fachwerkgebäude links könnte es sich um den Hof Niehues handeln, am Bildrand rechts vermutlich um das Haus Reygers.